Samstag, 9. Februar 2013

Tanqueray Malacca - Über den Hype.

Seit einigen Tagen ist Tanqueray Malacca im Handel erhältlich. Von den 100.000 Flaschen weltweit haben es einige auch nach Deutschland geschafft. Und die Nachfrage war wohl so gigantisch, dass die Angebote bei den Händlern oft nur wenige Stunden überlebten - trotz der strikten Limitierung von einer Flasche pro Kunden. Mittlerweile sind dreistellige Preise nicht ungewöhnlich

Was also bewegt mich und wohl auch andere Käufer, einem Produkt hinterherzujagen, dass sie oft nicht kennen.

Der Gin des Lebens? Tanqueray Malacca.

Eine wenig spektakuläre Erkenntnis. Wir befinden uns in der Gin-Craze der Neuzeit. Täglich schlagen neue Gins auf dem Markt auf, aus noch älteren Brennblasen, noch authentischeren Rezepten und noch handwerklicher arbeitenden Destillen. Den Überblick hat der Gast wie der Bartender längst verloren. Und damit setzt langsam eine große Enttäuschung ein. Man kann nicht alle Gins haben. Man muss aber auch nicht weil - wenn man mal ehrlich ist - die geschmackliche Bandbreite von Gin auch begrenzt ist. Wacholder, Gewürze und Zitrus. Mal mehr von dem einen, mal mehr von dem anderen. Aber immer distinktiv Gin. Daher musste man auf andere Werbetricks greifen und es gibt jetzt Gins in roten, gelb-roten, blauen kubusförmigen und blauen quaderförmigen Flaschen. Der Vergleich mit aromatisierten Vodkas liegt nahe. Irgendwann ging es nicht mehr um das Produkt an sich. Aber dort hatte man wenigstens größere Geschmacksunterschiede, die eine größere Mixability erlaubten. Gin bleibt Gin.

Tanqueray hat mit Malacca geschafft, was der ganze Gin-Markt wollte und nicht erreichen konnte. The next big thing. Aber der wohl meistbegehrteste der Welt. Wieso? Malacca ist "nur ein Gin". Das Produkt ist von guter Qualität. Und: Er ist vom Hersteller nicht überpreist. Aber insbesondere: Malacca war schon da, als Gin, gerade Old Tom Gin noch ein Nischenprodukt war. Er ist also im Gegensatz zu den "Neo-Gins" wirklich authentisch. Tanqueray setzt damit einen Kontrapunkt zur Gin-Craze. Unaufgeregt, mit kaum Werbung, sehr britisch eben.

Und damit ist vielleicht auch der Begriff "Hype" falsch. Es geht genau um das Gegenteil. Es geht darum, Gin wieder ins rechte Licht zu rücken. Gin ist weder hip noch besonders revolutionär. Gin ist der nette ältere Herr im Cord-Anzug, der einem das Leben erklärt. Und genau das verkörpert Malacca. Solche Menschen sind selten - ein Glück wenn man sie findet. Und genau so steht es mit Malacca. 

Während ich diesen Text geschrieben habe stieg der Preis des Gins gerade von 109€ auf 169€. Der Wunsch nach Authentizität scheint tatsächlich sehr groß zu sein. Werter Leser, wo liegt ihre Schmerzgrenze? Und warum?

2 Kommentare:

  1. Um die Frage am Schluß zu beantworten: Die absolute Schmerzgrenze bei Malacca liegt bei mir bei 40€. Den tatsächlichen Wert würde ich zwischen 20 und 30€ ansiedeln.
    Wie du schon so schön geschrieben hast ist Malacca eben auch nur ein weiterer Gin - ich konnte schon in den Genuß kommen den "alten" Malacca zu probieren. Kein schlechtes Produkt aber auch keine Referenz. Es ist dieser besagte Hype der den Preis macht. Aber auch "autentische Gins" wie du es nennst gibt es viele auf dem Markt - die machen das genau so gut wie ein goldenes T auf der Flasche.

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  2. Puh, wo die Schmerzgrenze liegt. Ganz sicher weit unter dem aktuellen Verkaufspreis. Wenn man sieht, dass er im Dezember für 42 € verkauft wurde und der Preis nun bei 130 € steht, wäre es mir das auch nicht wert, mehr als 50 € zu bezahlen. Aber absolute Schmerzgrenze! Und es gibt anderen guten Gin für weniger Geld.

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