Montag, 31. Dezember 2012

Barkultur 2013 Teil 2 - Mephisto der Mixologie gesucht. Warum uns der Antagonist fehlt.

"Ein Theil von jener Kraft,
Die stets das Böse will und stets das Gute schafft."

 Faust, Der Tragödie erster Theil, V. 1335 f.


Ein großes Zitat an den Anfang eines Artikels zu stellen, soll ja meist die geringe geistige Tiefe des Artikels kaschieren. Hier hingegen hoffentlich nicht. Vielmehr soll es den Anfang eines Gedankengangs sein, der mich ereilte, als mich ein Bekannter mit obigem Zitat aus Goethes Drama beglückte. Wenn man die Hegelsche Dialektik ernst nimmt, entsteht Fortschritt aus dem Prinzip These - Antithese - Synthese. Ausgedrückt in der Sprache Goethes entsteht obiges Zitat: Die Antithese ist notwendig, damit letzten Endes ein konstruktives Ergebnis entsteht. Was aber bedeutet dies aber für die Barwelt? 

Betrachtet man die Barszenerie in Deutschland aus dem Standpunkt eines Außenseiters, der keinen Zugang zu internen Diskussionen hat (und als solchen sehe ich mich), dann fällt vor allem eins auf: Es herrscht ein großer Konsens in Sachen Barlandschaft. Die klassische Bar in Perfektion ist common sense und es wird auch kaum an ihr gerüttelt. Und, um einen Namen herauszuheben: Über allem scheint Jörg Meyer zu schweben. Mit dem Le Lion hat er der klassischen Bar ein Denkmal geschaffen, das über jeden Zweifel erhaben ist. Und es gibt kaum jemanden, der mit gleich großer multimedialer und persönlicher Präsenz hinter der Bar dagegenhält. Es scheint die Antithese zu fehlen. Dabei ist die Barwelt am weitesten gekommen, als Persönlichkeiten um Inhalte stritten, siehe diverse Debatten im Gastronom oder auch die Debatte über Molekulare Mixologie im Bitters Blog. Heute scheint das zu fehlen. Im Gegenteil scheint es Herr Meyer selbst zu sein, der mit dem Boilermen seine persönliche Antithese zum Le Lion geschaffen hat. Laut, innovativ, ein bisschen dirty. Ein kleineres Scharmützel lieferte sich auch ein unbekannter Schreiber namens „C.Ocktail“ mit Herrn Meyer im Cocktailforum, als er ihn als „Bacardi-Nutte“ titulierte. Die großen Spirituosenhersteller als Sponsoren für Amateur-Foren und in der Barwelt? Leider schien der Funke aber nicht auf die Forumsschar überzuspringen. Und wer ist wohl dieser C.Ocktail? Was ist des Pudels Kern? Vielleicht würde uns die Antwort sehr überraschen. ;-)

Ich würde mich sehr über mehr Reibereien im Jahr 2013 freuen, die wieder multimedial ausgetragen werden. Oder habe ich sie einfach übersehen?

Samstag, 22. Dezember 2012

Barkultur 2013 Teil 1 - Die große Cocktail-Renaissance - bloß ein Nebenprodukt des Hipstertums?

2012 ist vorbei und man könnte einen seitenlangen Abriss über den Markt für Spirituosen und die Renaissance der klassischen Bar schreiben. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht der nächste Gin mit Traditionsrezeptur oder ein Likör nach Ancienne Methode präsentiert wird. Aber das verblüffende ist nicht, dass diese Produkte bei spezialisierten Bars und dem geneigten Amateur reißenden Absatz finden, sondern, dass das ganz normale Publikum den ja nicht allzu günstigen Spaß mitmacht. Gin & Tonic statt statt Vodka Lemon hat sich spätestens seit diesem Jahr auch beim „Normalkunden“ durchgesetzt. Wer ist nun dieser nette Geselle von Anfang zwanzig bis Ende dreißig, der in den Medien den Großteil der „werberelevanten“ Zielgruppe ausmacht und der in den urbanen Lebensräumen nächtens in Bars zieht, um Gin & Tonic zu bestellen? Und dass auch noch am liebsten aus alten Apothekerflaschen, weshalb Marken wie Hendrick’s und Monkey 47 auch so beliebt sind. Ein Sieg der Bartender, der Missionare der gebildeten Trunkenheit?


Vielleicht sind diese anachronistisch anmutenden Flaschen aber auch die glasgewordenen Berührungspunkte zweier Subkulturen, die sich gegenseitig perfekt ergänzen: Das moderne Hipstertum und die Renaissance der klassischen Bar. Ein Gedanke, dem sich nachzugehen lohnt.

Der Hipster – man glaubt es kaum – ist mittlerweile auch Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Und auch wenn es keine allgemeingültige Definition zu geben scheint, haben sich einige Punkte herauskristallisiert.

Hipster betreiben einen eklektizistischen Zugriff auf verschiedenste Epochen und Stile, um Persönlichkeit und Authentizität zu erreichen - erreichen damit aber doch nur wieder einen Einheitslook. Der Hipster selbst ist damit ein Gegenprodukt zu einer leistungsorientierten, gleichförmigen Gesellschaft, der er sich entziehen will bzw. der er sich nicht anpassen kann. Durch den Rückgriff auf verschiedene identitätsstiftende Merkmale diverser Epochen baut er sich seine eigene Identität. Er beschränkt sich jedoch auf das Darstellen dieser Individualität und seiner Unabhängigkeit – und negiert sich damit selbst. Damit bleibt der Hipster aber ein Paradoxon, weil er seine Individualität durch Anpassung an frühere Subkulturen vollzieht und damit eben keine eigene Individualität entwickelt. Dabei bleiben die Interessen aber auf Oberflächliches wie Mode, Fotografie (als Kunstform) und einer Event-Kultur reduziert.


Wie aber passt dies in die Barwelt? Die Cocktail-Renaissance zelebriert ebenfalls diese Rückgriffe. Ob Pre-Prohibition, Prohibition, Tiki oder Roaring Twenties. Gleichsam stellen diese Epochen Spiegel und Fluchtpunkte für den Gast dar. Durch das gemeinsame Zelebrieren vergangener Zeiten etabliert sich Gemeinsamkeit, die letztlich aber in der Oberflächlichkeit zurückbleibt. Versteckte Bars und verdeckte Klingelschilder haben ihren ursprünglichen Zweck, den verbotenen Ausschank von Alkohol längst verloren. Dass sie, aber ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Abgrenzung von der „normalen Welt“ geben, ist der neue Zweck. Dass die Bars aber dennoch ohne Probleme werbewirksam im Internet zu finden und darauf aus betriebswirtschaftlichen Gründen auch angewiesen sind, spiegelt den Widerspruch aus Individualität und Gemeinsamkeit wollen gut wieder. Kein Hipster würde jemals eine tatsächlich versteckte Bar finden (sofern es so etwas heute noch geben sollte). Bars waren schon immer Fluchtpunkte. Neu ist, dass diese Flucht für alle sichtbar zelebriert wird.

Auch die Eventisierung des Gin & Tonic passt in dieses Bild. Kein „höher, schneller, weiter“ wie im Zeitalter der grenzenlos aromatisierten Vodkas, sondern ein „kleiner, aber weitaus feiner“ ist wieder en vogue. Mit der Wahl des „guten, alten Rezepts“ wähnt sich der Gast auf der sicheren Seite in Krisenzeiten und rühmt sich seiner Bildung, die aber letztlich doch oberflächlich bleibt. Die wenigsten wissen, dass es die meisten der „Sophisticated Gins“ erst seit kurzem gibt.


Dennoch: Es ist Aufgabe des Bartenders, dem Gast diese kleinen Fluchten zu erlauben, auch wenn er sich dabei nur selbst zelebriert. Ein guter Bartender hilft dem Gast sogar, diese kleinen Triumphe der Unabhängigkeit von der Welt und scheinbarer Weltgewandtheit für sich zu verbuchen.

Letztlich ist dies auch kein Plädoyer gegen die klassische Bar oder gute, neue Produkte (was z.B. Monkey 47 oder Hendrick’s zweifellos sind). Es sei nur darauf hingewiesen, dass nicht nur die klassische Bar den zeitgenössischen Gast geprägt hat, sondern auch – wenn auch versteckt - der zeitgenössische (Hipster)-Gast die Bar.


Und wer immer noch nicht an eine Verbindung zwischen Hipstertum und Bartending glaubt, dem sei folgendes Video zur Ansicht empfohlen.



Wer zum Hipster weiterlesen möchte, sei dieser Artikel empfohlen: http://www.beatpunk.org/stories/distinktion-und-entgrenzung-ueber-den-hipster-als-sozialtypus/

Montag, 17. Dezember 2012

Barkultur 2013 - Versuch eines Ausblicks

Mit 2012 geht ein turbulentes Jahr zu Ende, das große Veränderungen in der Barlandschaft...bla bla...stimmt nicht. 2012 war das Jahr der Speakeasys, der Prohibition Drinks, der Bitters, des Ryes und des Gins. Und eigentlich ja des Champagners, des Hard Shakes und der japanischen Rührgläser. So wie auch 2011. Und 2010. Kann das so weitergehen? Muss es das?

Dazu wird in den nächsten Tagen und Wochen eine kleine Reihe entstehen, die über Weihnachten ausreichend Lesestoff bieten wird:

Teil 1 - Die große Cocktail-Renaissance - bloß ein Nebenprodukt des Hipstertums?
Teil 2 - Mephisto der Mixologie gesucht. Warum uns der Antagonist fehlt.
Teil 3 - Rockabilly, Sternecocktails oder die Ubiquität guten Trinkens - Wohin die Reise 2013 gehen könnte.

Sonntag, 16. Dezember 2012

J.H. Waldviertler Rye

Dank eines Freundes konnte ich die verschiedenen Rye Whiskeys der Waldviertler Destillerie Roggenhof probieren, einem Landstrich, der zwar für Obstbrände und gutes Getreide, nicht aber für Whisky bekannt ist. Die Roggenhof Destillerie besteht seit 1995 und ist somit die erste Whisky Destillerie in Österreich. Ursprünglich war der Hof ein Milchgut, allerdings musste man aus Finanznot umsatteln. Es entwickelte sich aber ein Erfolgsmodell. So zählte man im Jahr 2011 bereits 79.000 Besucher - Tendenz steigend.



Original Rye-Whisky (41% Vol.,60% Rye, 40% Gerste, mind. 3 Jahre gereift)

In der Nase Honig und Minze, am Gaumen eine große Würzigkeit und Frische, der Abgang ist ebenfalls sehr würzig. Kann vom Geschmack durchaus mit einem US Rye mithalten. Ein feiner Rye und das beste Produkt im Test.


Pur Rye Malt (41% Vol., 100% Rye, mind. 3 Jahre gelagert)

Eine extrem fruchtige Nase, viel Apfel, etwas Stroh. Am Gaumen gefällt er mir weniger, sehr kräutrig und hölzern und etwas Kakao, aber relativ untypisch für einen Rye.


Pur Rye Malt Nugat (41% Vol., 100% Rye, mind. 3 Jahre gelagert)

In der Nase tatsächlich Schokolade und Erdnüsse, aber auch die Fruchtigkeit des anderen 100%-Rye; am Gaumen ebenfalls Schokolade, Rosinen und Kirschen. Ein sehr fruchtiger Nachgang. 

Der Rye Malt Peated, ein Rye, der getorft wird, hat mir leider gar nicht zugesagt und wird daher auch nicht näher beschrieben.

Im Ergebnis ist der Original Rye Whiskey hervorzuheben, der auch gegen einen "echten" Rye bestechen kann und der z.B. mit Jim Beam Rye oder Old Overholt Rye mithalten kann. Letzten Endes muss man aber sagen, dass die anderen 100% Rye doch experimentelle Produkte und für den Purgenuss sind und weniger zum Mischen geeignet.

Mittwoch, 28. November 2012

Jefferson Rye - A Canadian in Manhattan

Zugegeben, um den Jefferson Rye habe ich lange einen Bogen gemacht. Zu groß waren die Vorurteile gegenüber kanadischem Whiskey und einem 100%-Rye, der eigentlich nur zum Vermischen mit anderen Whiskeys für Canadian Whiskey hergestellt wird. Woher genau ist Betriebsgeheimnis. 10 Jahre sind darüber hinaus ein schwieriges Alter für einen Rye - in dem sich deutliche Fassaromen gegen die jugendliche Frische wehren müssen. Meist sind die erhältlichen Whiskey deutlich jünger oder älter. Auf gutes Anraten des C&D-Forums entschied ich mich dann doch zum Selbsttest:



Die Nase:
Viel Karamel, etwas Zimt, aber deutliche Fassaromen. Irgendwie aber auch etwas leicht störendes, klebrig-muffiges dass nach einiger Zeit die ursrpünglichen Aromen überdeckt.

Der Gaumen:
Deutlich Zimt, Toffee, aber mit deutlicher Kraft und einem dominanten Pfefferminzton, der auch noch lange anhält.

Abgang:
Der Abgang ist lang und rye-typisch. Viel Roggen und leichte Räuchernoten sowie viel Pfefferminze.


Ich bin überrascht. Ich dachte, ich werde wohl kein Freund von 100% Roggen. So hat mir der Whistlepig schon nicht sonderlich gefallen. Der Rye ist aber anders. Er ist weniger verschlossen und weniger scharf. Aber er bleibt dennoch in der Kategorie 100%-er und damit in meinen Augen geschmacklich eindimensional. Einen Test gegen den Sazerac 6yo oder den von mir so geliebten Willett Family Estate würde er nicht gewinnen. Dafür fehlt im das Frische und breite Aromenspektrum. Für einen klassischen Sipping-Whiskey erscheint er mir aber wiederum zu unrund. Gerade in der Nase ist doch deutlich zu merken, dass der Whiskey nicht zum pur trinken gedacht ist.
Für ca. 40€ ist er aber ein nach europäischen Maßstäben gut bepreister Rye, der vor allem eins hat. Viel Kraft. In Cocktails wird er sein Talent gut ausspielen können. Ein Manhattan würde passen.

Ergebnis 7 von 10

Dienstag, 6. November 2012

Außergewöhnliche Drambuie - Commercial

 

Ich bin ja ein großer Freund des Surrealen, wie schon an anderer Stelle erwähnt. Und Drambuie tritt mit seiner neuen Werbung in die Fußstapfen Dalis... Ich finde es großartig, endlich traut sich ein Spirituosenhersteller mal wieder ein wenig mehr als nur zu zeigen, wie der ach so reine Vodka die Eiswürfel entlangfließt. Unten noch ein kleines Behind the Scenes.



 

Samstag, 3. November 2012

Roggen-Whiskey von der Stange ? - über LDI und Konsumentenerwartungen

Wer das Rye-Tasting verfolgt hat, wird vielleicht irritiert gewesen sein, dass mehrere Whiskeys aus ein und der selben Destillerie stammen - auch wenn sie verschiedene Label tragen. Die Rede ist von den Roggen der Lawrenceburg Distillers Indiana (LDI), die ursprünglich zu Seagram's gehörte, dann an Angostura Ltd. verkauft und mittlerweile an MGP (Midwest Grain Producers) weitergereicht wurde.

LDI produziert diverse Alkohol-Produkte, darunter auch einen Rye-Whiskey aus 95% Roggen und 5% Gerste. Allerdings verkauft LDI nicht direkt an den Konsumenten. Vielmehr verkauft LDI an andere Unternehmen, die das Produkt evtl. weiterbehandeln, abfüllen und  dann verkaufen. Wenn man mal genauer hinschaut, welche Roggen alle aus der LDI Schmiede kommen, dann staunt man nicht schlecht. Eine kleine Auswahl:
  • Templeton Rye
  • Bulleit Rye
  • Redemption Rye
  • High West Rye (und zwar alle fünf gealterten Versionen)
  • Willett Single Estate Rye in den Varianten 2yo - 5yo
  • George Dickel Rye 
Gleichen sich wie ein Ei dem anderen? - LDI Rye Whiskey
Also alles der gleiche Whiskey? Eine Verbrauchertäuschung gar? Im Großen eher nicht. Beim Geschmack zeigen sich große Unterschiede. Ist Redemption Rye in meinen Augen ein äußerst dürftiges Produkt, zeigen Templeton und Bulleit durchaus gute Mix-Qualitäten. Auch hat jeder Abfüller sein eigenes Verfahren, das dem Whiskey eine besondere Note gibt. High West vermählt zwei verschiedene LDI Rye in seinem Rendezvous und seinem Double Rye. Außerdem verkauft High West als einziger Hersteller die alten LDI Whiskey, die 12, 16 oder 21 Jahre alt sind und abweichende Mashbills besitzen. Und KBD (verantwortlich für Willett Rye) füllt LDI in Fasstärke ab. George Dickel benutzt für den Rye die Lincoln County Process genannte Holzkohlefiltrierung, die sonst den Tennessee Whiskey vom Bourbon unterscheidet.

Dennoch - ein ungutes Gefühl bleibt. Das Bild vom Whiskey als das Produkt des Farmers, der das Getreide erntet, destilliert und den Whiskey im hölzernen Lagerhaus langsam reifen lässt, ist einfach schöner als das des Indutriekonzerns, der Whiskey aus Gewinngründen produziert. Verdeutlicht wird dieses eher triste Bild auch durch die folgende Anekdote: Ursprünglich bestand die Mashbill aus 80% Rye und 20% gemälzter Gerste. Leider ist gemälzte Gerste teuer, und so einigte man sich mit der Geschäftsführung auf die kostengünstigere Mischung aus 95% Rye und 5% ungemälzter Gerste. 

Dreist ist hingegen, wenn die Homepage von Templeton Bilder enthält, die den "Roggen, der nahe an der Destillerie wächst" zeigt und das "Familienrezept" der Familie Kerkhoff preist - obwohl kein eigener Whiskey verkauft wurde, sondern nur das LDI Produkt. Das ist schon nahe an der Verbrauchertäuschung.

LDI ist somit zwar ein großer Player auf dem Rye-Markt, ermöglicht aber einer vielen kleinen und größeren Produzenten ihren eigenen Stil an Rye zu kreieren - "Artisanal Distilling" sieht dennoch anders aus.

Immerhin - mit dem bald auch in Deutschland erhältlichen George Dickel Rye müsste das Auftauchen von neuen LDI-Whiskeys beendet sein. Die laufende Produktion ist restlos verkauft - Templeton hat bereits eine Verringerung ihres Outputs angekündigt und der neue, 6-Jahre alte Willett Single Estate Rye stammt definitiv nicht von LDI - woher ist aber noch unklar. 

Samstag, 27. Oktober 2012

Herbsaint Legendre

New Orleans, Dezember 1933. Die Prohibition ist vorüber. Und der junge Apotheker, J Marion Legendre, der während des ersten Weltkriegs in Frankreich gedient hatte und dort gelernt hat, wie Absinth hergestellt wird, versucht sein Glück in der Produktion eines Schnapses, den er "Legendre Absinthe" nennt. Es ist kein Pastis, sondern ein Absinth, allerdings ohne Wermut, denn die Zugabe von Wermut war schon vor der Prohibition verboten und blieb es auch - zu groß die Angst vor dem Wahnzustände verursachenden Thujon.



Aus dem "Absinthe" wurde "Herbsaint", ein Anagramm und eine Kurzform des "herbe sainte", dem französischen Wort für Wermut. Die Alkoholbehörden sahen darin eine Irreführung.

1949 kaufte die Sazerac Company das Unternehmen und stellte bald darauf die Produktion ein. Nur eine, sehr anislastige, Version mit 45% Alkohol wurde weiter verkauft. Seit 2009 wird aber auch wieder nach dem Originalrezept das Ursprungsprodukt unter dem Namen "Herbsaint Legendre" verkauft.

Warum also sollte man das Produkt kaufen: Zum einen ist es ein Stück Cocktailgeschichte, eine echte "Rarität" und man kann mal nachspüren, wie ein Sazerac wohl in New Orleans der dreißiger geschmeckt haben muss. Und Authentizität ist hier wesentlich günstiger als beim Original Mai Tai , der im Merchant in Belfast mit 1400 USD auf der Karte steht. Und die Flasche mit dem Original Label aus den 30er Jahren sieht einfach top im Backboard aus.

Zu beziehen ist Herbsaint Legendre für faire 24 GBP hier.



Dienstag, 23. Oktober 2012

No more mixing through Beta Cocktails :-(

Aufgrund der Diskussion über Urheberrechte im C&D Forum habe ich mich entschlossen, die Reihe erstmal einzustellen. Schade. Das Buch empfehle ich dennoch sehr.  Und keine Sorge:

Montag, 22. Oktober 2012

Dem Winter trotzen - Mixen mit selbstgemachtem Minzsirup

Die Nächte werden kälter, in einigen Tagen droht der erste Frost und man stellt sich die Frage: Wohin mit der ganzen Minze, die den Winter sicher nicht unbeschadet überleben wird. Die sommerlichen Aromen selbst lassen sich jedoch ganz gut überwintern - als Sirup.

Minzsirup

  • 250 ml Wasser
  • 250g Zucker
  • 25-30 Minzblätter
  • 30 ml Vodka
Wasser aufkochen, Zucker einrühren, die Minzblätter ins Wasser geben und ca. 8 min auf kleiner Stufe köcheln lassen. Die Minzblätter entfernen. Abkühlen lassen, den Vodka hinzugeben und kühl lagern. Hält ca. 1 Monat.

Und was macht man nun damit? Zum Beispiel einen Twist auf den Vodka Sour,

Palmyra (unten), Native Rose (oben)

Palmyra

  • 1,5 oz (4,5 cl) Vodka
  • 0,75 oz (2,25 cl) Limettensaft
  • 1 oz (3 cl) Minzsirup
oder auch einen floralen, sommerlichen Schaumweincocktail:

Native Rose

  • 1,5 oz (4,5 cl) Gin (z.B. G'Vine Floraison)
  • 0,5 oz (1,5 cl) Cointreau 
  • 0,5 oz (1,5 cl) Minzsirup
  • 0,5 oz (1,5 cl) Limettensaft
  • 5 Tropfen Rosenwasser
  • mit trockenem Schaumwein toppen.
So lässt sich der Winter überbrücken und die Frühlingsgefühle bleiben erhalten.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Please don't tell? - Drink and Tell!

Heute möchte ich euch kurz ein Cocktailbuch vorstellen. Der großartige Rezepte-Blog Cocktailvirgin aus Boston hat die besten Rezepte aus den Bostoner Bars zusammengestellt, die sich ohne abstruse Zutaten auch einfach zuhause mixen lassen.

Die meisten Rezepte finden sich auch auf dem Blog. Wer aber gerne in Büchern schmökert und aus dem Wust an Rezepten eine Vorauswahl hätte, dem sei das Buch wärmstens empfohlen.




Zu erwerben für günstige 15,99€ bei Amazon.

Samstag, 13. Oktober 2012

Art of Choke - Mixing through Beta Cocktails #4

Art of Choke

  • 1 oz (3 cl) Cynar
  • 1 oz (3 cl) Weißer Rum
  • 0,25 oz (0,75 cl) Chartreuse Verte
  • 1 bl Limettensaft
  • 1 bl Zuckersirup
  • Minze

Der Art of Choke ist außergewöhnlich und verwirrt zunächst. Die Rezeptur erschließt sich nicht leicht. Es könnte sich um einen Rum Old Fashioned handeln, allerdings wird auch etwas Säure hinzugegeben. Für einen klassischen Süß-Sauer-Cocktail sind die Proportionen aber auch wieder nicht richtig. Man wird ihm wohl das Attribut "fancy" geben müssen. Minze und Cynar ergeben eine bitter-kräutrige Geschmacksgrundlage, die den Rum einengt. Daher behaupten sich auch der Rum nur schwierig, geht aber nicht unter. Interessant wird es, wenn man mit dem Rum experimentiert. Appleton White macht einen eher frischen, glatten Cocktail, während Blue Bay ganz viel Banane und Litschi offenbart, was aber wohl nur echte Blue Bay Fans mögen.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Ashtray Heart - Mixing through Beta Cocktails #3

Aus dem Buch "Mixing through Beta Cocktails" widmen wir uns dem "Ashtray Heart" von Erik Ellestad.

 

Ashtray Heart

  • 1 oz (3 cl) Smith & Cross
  • 1 oz (3 cl) Noilly Prat Dry
  • 1 oz (3 cl) Punt e Mes
  • Gästeglas mit Mezcal coaten
Durch den Wermut wird dem Jamaikaner viel von seiner Schwere genommen und die Kraft etwas gebändigt, trotzdem kein leichter Aperitif. Die leichte Rauchigkeit des Mezcals geht allerdings etwas unter. Ein Cocktail fürs Lagerfeuer.

Samstag, 6. Oktober 2012

Jim Beam Jacob's Ghost & Jack Daniel's Unaged Rye


White Dog ist ja einer der großen Trends der letzten Jahre, obwohl es meist nur Behelfsprodukt ist. Meist werfen kleine Destillerien White Whiskey notgedrungen auf den Markt, um während der Lagerungszeit des "echten" Whiskey ein bisschen Geld zu generieren. Daher ist das Produkt auch meist nicht besonders gut.

Nun aber betreten die ganz großen des Fachs, Jim Beam und Jack Daniels die Bühne und präsentieren ihren eigenen Moonshine.

Jim Beam Jacob's Ghost


Jacob's Ghost wird mit 40% verkauft und ist mindestens ein Jahr in amerikanischen Eichenfässern gelagert und danach holzkohlefiltirert. Er soll Anfang des nächsten Jahres auf dem Markt erscheinen.

Jack Daniel's Unaged Rye

Jack Daniel's Unaged Rye ist gleich aus zwei Gründen spannend: Zum einen ist es die erste neue Mashbill von Jack Daniel's seit der Zeit der Prohibition. Der Rye besteht aus 70% Rye, 12% Mais und 18% Gerste. Zum anderen: Es steht nirgends etwas von einem Whiskey. Denn: um sich Whiskey nennen zu dürfen, muss das Produkt zumindest irgendwann einmal Kontakt zu einem Fass gehabt haben. Hier handelt es sich also nicht um Whiskey, sondern um Neutralspirit. Genau genommen könnte man behaupten, es handele sich um unfiltrierten Jack Daniel's Wodka! (zu diesem Schluss kommt z.B. Chuck Cowdery) Trotzdem scheint es sich um ein geschmacklich tolles, sehr fruchtiges Produkt handeln, das viele White Whiskeys schlägt. Nur eben nicht um Whiskey. Ab Januar 2013 in den USA für 50 USD pro Flasche erhältlich.

Es bleibt also spannend auf dem White Whiskey Markt....ich bleibe dran.

Bilder will ich natürlich nicht schuldig bleiben. Ihr findet sie hier und hier.

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Maurin Quina

Da ich einen Hang zu obskuren Produkten habe, organisierte ich vor einiger Zeit eine Sammelbestellung von Maurin Quina via Bienmanger.fr. Leider ist das Produkt dort ausverkauft und damit sind alle mir bekannten Quellen versiegt. Maurin Quina ist ein 1884 entwickelter französischer Aperitif auf Weißweinbasis der Destillerie Pagès, kombiniert mit mazerierten Kirschen, Cherry Brandy, Chinin, Bittermandeln sowie Zitronen- und Kirschsaft. Die Produktion wurde 1906 eingestellt. Seit einigen Jahren wird Maurin Quina wieder hergestellt und in den USA und Frankreich verkauft.

Im Glas zeigt sich der Maurin Quina sehr klar nach Kirsche und Kernaromen, die durch die Mandeln weiter unterstützt werden. Überraschenderweise ist er kaum süß und sehr frisch und wird sich daher kaum durch einen anderen Kirschlikör ersetzen lassen. Er enthält demnach auch nicht genug Zucker, um sich "Likör" nennen zu dürfen.

Wer eine Flasche ergattert hat und noch nichts zum Mixen gefunden hat, hier vier Rezepte zum Mixen:

The Bon Vivant

  • 1,5 oz (4,5 cl) Rye Whiskey (Templeton)
  • 0,75 oz (2,25 cl) Noilly Prat Dry
  • 0,75 oz (2,25 cl) Maurin Quina
  • 2 ds Orange Bitters (Regan's)

Mauroni

  • 1 oz (3 cl) London Dry Gin (Tanqueray)
  • 1 oz (3 cl) Carpano Antica Formula
  • 1 oz (3 cl) Maurin Quina
  • 2 ds Grapefruit Bitters (TBT) 

Tequila Scaffa

  • 2 oz (6 cl) Tequila Anejo
  • 1 oz (3 cl) Maurin Quin
  • Limettenzeste
  • Achtung: Dieser Cocktail wird ohne Eis gerührt und mit Raumtemperatur serviert

Quina and Quinine

  • 1,75 oz (5,25 cl) Tequila Blanco
  • 1 oz (3 cl) Maurin Quina
  • 0,5 oz (1,5 cl) Agavensirup
  • 0,5 oz (1,5 cl) Zitronensaft
  • mit Tonic Water auffüllen.

Samstag, 22. September 2012

Arbitrary Nature of Time - Mixing through Beta Cocktails #2

Der zweite Cocktail ist der "Arbitrary Nature of Time", zu deutsch: die Beliebigkeit der Zeit von Maks Pazuniak.

 

Arbitrary Nature of Time

  • 1,25 oz (4,25 cl) Wild Turkey Rye
  • 1 oz (3 cl) Campari
  • 0,75 oz (2,25 cl) Cherry Heering
  • 1 ds Regan's Orange Bitters
  • 2 ds TBT Xocolatl Bitter
Der Cocktail klingt einfach, ist aber sehr vielschichtig. Das Rückgrat stellt der kräftige Roggen dar, der von der Bitterkeit des Campari und der Süße von Kirschen und Schokolade abgelöst wird. Glaubt man am Anfang noch, einen Boulevardier zu trinken, so entwickelt sich der Cocktail in eine flüssige Schwarzwälder Kirschtorte...aus dem Aperitif wird ein Digestif...ein Verstreichen eines langen Zeitraums in nur einem Cocktail.

Vielleicht auch deswegen war ich sofort an das Bild "Beständigkeit der Erinnerung" des Surrealisten Dali erinnert. Das Bild zeigt für mich ebenfalls die Relativität und damit die Beliebigkeit der Zeit im Empfinden eines jeden.

In jedem Fall ein leckerer Cocktail....und sorry für das IPhone-Bild.



Mittwoch, 19. September 2012

Das große Rye-Tasting #2


...das Rye Tasting umfasste noch weitere vier faszinierende Roggen-Whiskeys.

Pikesville Rye

Pikesville Rye ist der Sparfuchs unter den getesteten Roggen. Während er in den USA für 13 USD die Flasche (!) zu bekommen ist, zahlt man hierzulande ca. 25€ - für einen Rye erstaunlich günstig. Pikesville zählte ursprünglich zu den Roggen, die in Maryland nach dem dortigen Stil gebrannt wurden, und der eher fruchtig im Geschmack sein sollte. Heute allerdings wird Pikesville zusammen mit Rittenhouse Rye in der Heaven Hill Distillery hergestellt und enthält die gleiche Mashbill wie diese.
In der Nase ist er dennoch untypisch, Himbeere und Kirschtöne, die sich auch am Gaumen wiederfinden. Wesentlich runder, weniger kräftig, starke vanillige Töne und ein Finish, dass eher an einen süßen, milden Scotch als an Rye erinnert. Anders eben.

Whistlepig Rye

Whistlepig Rye war - ehrlich gesagt - der Rye, auf den ich besonders gespannt war. Ein 100% Rye, mit 50%  genug Power und mit 10 Jahren auch der älteste Teilnehmer im Feld. Eine weitere Besonderheit: Es ist kanadischer Rye, der von  Dave Pickerell (ehem. Makers Mark Master Destiller) für Whistlepig gekauft und abgefüllt wird. Und er startet mit allerhand Vorschusslorbeeren. 96 Punkte im Wine Enthusiast, fünf Sterne im Spirit Journal. Was soll da schieflaufen? Im Blind Tasting allerdings versagt der Rye vollkommen. Eine üble Klebstoffnote, der Geschmack ebenfalls - Klebstoff. Ja, auch viele fantastische Gewürzaromen, die aber total überlagert werden. Auch nach Auflösung der Probanden herrschte Ratlosigkeit. Der Preis (immerhin 80 USD und in Deutschland 100€) erschien uns nicht gerechtfertigt. Eventuell wird es demnächst Zeit für eine Wiedervorlage.

Willett Family Estate Single Barrel 3yo

Ich gebe zu - ich bin voreingenommen. Ich liebe diesen Whiskey. Und ich hatte gehofft, dass dies auch die anderen Tester so sehen würden. Der Willett ist ein Single Barrel Produkt, demnach hier die genauen Daten: Fass Nr.: 6487, 57,8%; Flasche Nr. 74/228. Zur Herkunft: Der Name Willett ist ein großer Name im Whiskey-Business und die Whiskeys legendär. Dazu noch in einem anderen Beitrag mehr. An dieser Stelle muss reichen: Dieser Whiskey stammt nicht aus der Willett Distillery, sondern von LDI (siehe Teil #1) und hat damit die gleiche Mashbill wie Bulleit und Templeton. Nur dass die Fässer früher (nach 3 Jahren) und in Fassstärke abgefüllt wurden. Und wieder zeigt sich: Die Mashbill hat kaum Auswirkungen auf das Produkt.

Der Rye hat eine ungemeine Frische, viel Zitrusöl aber auch Mandeln und Haselnüsse. Er würde sich - nach einem Tester - gut im Boston Sour machen. Das kann ich bestätigen. Er macht aber auch einen fantastischen Sazerac. Die JFK Bar in der Frankfurter Villa Kennedy macht damit seine Manhattans (Zitat: "Der Rittenhouse BiB ist leider aus."). Am Gaumen sehr würzig und extrem trocken. Ein extremer Rye, dessen Jugend man schmeckt, der aber auch schon viel Fass geatmet hat. Toll, wie auch die Tester bestätigten.

Sazerac Rye 6

Als letztes das Flaggschiff des amerikanischen Roggens. Der Sazerac 6yo, mein Standard-Mix-Rye. Und ein Produkt, dass mit 51% Rye (12% Gerste und 37% Mais) nur das gesetzliche Minimum an Roggen enthält. Das macht sich auch bemerkbar, denn der Whiskey erscheint runder, die Kraft und die Würzigkeit des Roggen eingebunden. Alle Tester vergaben hier Höchstnoten. Weitere Ausführungen zum Geschmack waren nach 7x2 cl Rye nicht mehr zu machen.
 

Fazit:

Für mich hat das Rye Tasting zwei wichtige Ergebnisse geliefert: Zum einen bedeutet mehr Roggen nicht zwangsläufig einen besseren Geschmack - Im Gegenteil, besonders komplex und dennoch gefällig erschienen diejenigen, die einen größeren Anteil von Mais enthielten. Zum anderen sagt Destille und Mashbill noch nichts über den Geschmack aus. Mit Bulleit, Templeton und Willett hatten wir drei vollkommen unterschiedliche Whiskeys gleicher Herkunft und Mashbill.

Eine Bewertung nach Noten soll hier nicht erfolgen. Worauf sich das Plenum aber geeinigt hat, ist: Mit Sazerac und Wild Turkey kann man nichts falsch machen. Templeton muss man mögen. Bulleit scheint ein würdiger Mixing Rye - wäre er nicht so horrend teuer. Und der Willett ist ein toller Rye zum kleinen Preis, wenngleich nicht für jeden Cocktail.


Sonntag, 16. September 2012

Das große Rye-Tasting #1

Rye Whiskey ist und bleibt eines der großen Themen der Bar. Leider ist in den meisten Backboards entweder Jim Beam oder Old Overholt, bei größerem Wareneinsatz Rittenhouse BiB oder Sazerac 6 Jahre ("Baby Saz") zu finden. Dabei hat sich in den letzten Jahren einiges getan in Sachen Rye. Aus diesem Grund habe ich mit einigen Freunden einige (neue) Rye-Whiskeys blind getestet.


Templeton Rye

Templeton Rye erzählt eine Legende. Das Rezept stamme aus der Zeit aus der Prohibition. Der Whiskey sei so gut, dass er der Whiskey der Wahl Al Capones wurde. Templeton Rye ist 4 Jahre alt und stammt aus der LDI (Lawrenceburg Distillers Indiana) und wird in Templeton nur abgefüllt.

Mit 40% ist der Rye eher wenig Alkohol besitzend, bleibt er in der Nase auch sehr weich. Vanilletöne und süße Aprikosen dominieren. Am Gaumen bleibt er allerdings seltsam flach und wenig aussagekräftig. Mit der Ausnahme eines Teilnehmers wusste der Whisky, der aus 95% Rye besteht, nicht zu begeistern. Mit 40-45€ ist der Preis für Roggenverhältnisse als "normal" einzustufen.

Bulleit Rye

Bulleit Rye ist der neue im Massensegment der USA und kämpft dort gegen die Platzhirsche Rittenhouse BiB und Sazerac. Er besitzt 45% und ist kanpp älter als 4 Jahre. Und er stammt auch aus dem Hause LDI, besitzt demnach auch die gleiche Mashbill.

In der Nase zeigen sich starke Zitrustöne, viel Granny Smith Apfel und eine dominante Pinien-Note. Am Gaumen präsentiert er sich schlank, aber gefällig. Kein herausragender Rye, aber einer der durchaus zum Mixen taugen würde. Zum Teil wurde er als zu schlank bezeichnet. Wenn er in Deutschland nicht nur so schwer zu bekommen wäre und man durchaus 50€ oder mehr pro Flasche mit 750ml zahlen würde.

Wild Turkey Rye  50,5%


Wild Turkey Rye entstammt der Buffalo Trace Destille. Über das Alter ist nichts zu finden. Die Mashbill ist: 65% Roggen, 12% Gerste, 23% Mais. Leider wird das Produkt immer schwieriger zu finden sein, da Wild Turkey für den Internationalen Markt einen Wild Turkey Rye mit 40,5% auf den Markt bringen wird. Es soll das gleiche Produkt sein, nur verdünnter und damit mit weniger Volumenprozent. Ganz verschwinden soll der 50,5% aber nicht.


In der Nase zeigt sich die Kraft, viel Pfeffer und starke Holztöne (Pinie?) und Kräuter. Wenig Süße auch im Geschmack, aber ein Abgang, der sich mit viel Kraft und Geschmack einprägt. Ein Wahnsinns-Roggen, der allen Teilnehmern gut schmeckte, der aber allzu schwer erhältlich ist.

Bald geht es weiter mit Teil 2.... 


Inside Boilerman! Der Kessel kocht!

In Hamburg öffnet das Boilerman's, der Nachfolger der Eberhardt's Bar geht die nächste Woche offiziell an den Start! Die durstigen Kehlen Hamburgs freuen sich. Und als Bier gibt es das großartige Pale Ale aus der wiedereröffneten Hamburger Ratsherrn Brauerei.


Wer nicht in Hamburg ist, der kann sich zumindest mal wieder einen Diablo mixen und sich darüber freuen, wie lecker Highballs sind:

El Diablo

  • 5 cl Tequila Reposado
  • 1,5 cl Creme de Cassis
  • 1 ausgedrücktes Limettenachtel
  • Top w. Ginger Ale



Dienstag, 11. September 2012

Angostura Sour - Mixing through Beta Cocktails #1

Zum Start gibt es einen Angostura Sour, ein Cocktail der Angostura als "Basisspirituose" nutzt.  Die Idee ist wohl so alt wie Bitters selbst. Der Angostura Sour selbst stammt von Charles H. Baker und steht aus dem Gentlemen's Companion aus den 1930ern Jahren. In den letzten Jahren wurde die Idee weitergedacht und Drinks wie der Trinidad Sour oder der Stormy Mai Tai entstanden.

Aber getreu dem Motto: "Keep it simple and stupid!" bleibe ich beim Original. Dieser Cocktail soll auch der Einstieg in die Beta Cocktails-Serie darstellen.

Angostura Sour

  • 1,5 oz (4,5 cl) Angostura Bitters
  • 0,75 oz (2,25 cl) Limettensaft
  • 1 oz (3 cl) Zuckersirup
  • Eiweiß
Shake auf Eiswürfeln, danach noch shaken ohne Eiswürfel, danach in eine Cocktailschale abseihen.



Weihnachten ist hiermit eingeläutet. Zimt, Nelken ohne Ende, das Eiweiß und die Säure nehmen dem Angostura Bitterkeit und Schärfe. Und der Geschmack wird mit jedem Schluck besser. Ob das am leicht tauben Mundgefühl liegt? Ein toller, ein außergewöhnlicher, ein mutiger Cocktail. Santé!

Dienstag, 4. September 2012

Bols Barrel Aged Genever Sazerac


Kaum ein Cocktail verzaubert mich so wie der Sazerac. Die simple Mixtur aus Rye (oder Cognac), Peychaud's, Zucker und Absinthe ist für mich der Inbegriff des klassischen Cocktails und die Geschmackskomposition aus Anis, Wermutkraut und den reichen, rauhen Roggentönen lässt den Alltag zurück. Ein Cocktail, der Zeit und Konzentration abverlangt.

Eric Ellestad, Blogger aus San Francisco erfand anlässlich seiner Reihe "28 Sazerac an 28 Tagen" den Genever Sazerac. Die Idee faszinierte mich. Bols Genever ist irgendwie ja nichts anderes als "Holland Whisk(e)y", nur ungelagert und aromatisiert. 

Ich beschrieb den Genever Sazerac Mario Kappes im Le Lion, und er rührte ihn, fügte eine Grapefruitzeste dazu und - ich war geplättet. Die malzige Süße und der Absinth schaffen einen ganz neuen Cocktail, der aber nicht weniger komplex ist. Ich habe mir diesen Cocktail in diversen Lokalitäten mischen lassen - aber keiner kam je an das heran, was Herr Kappes mir serviert. Ein großes Lob an einen ganz großen Bartender.

Durch viel Glück fiel mir die Tage eine Flasche Bols Barrel Aged Genever in die Hände, der 18 Monate in Eichenfässer gelagert wird und außerhalb der USA nur im House of Bols in Amsterdam verkauft wird. Bols Genever! Gelagert! Das schreit ja geradezu nach einem Barrel Aged Genever Sazerac.

Genever Sazerac

  • Gästeglas, mit Absinth besprüht.
  • 1 Barlöffel Zuckersirup
  • 6 cl Bols Barrel Aged Genever
  • 3 ds Peychaud's

In der Nase dominiert die Süße des Malzes, am Gaumen auch, eine breite Süße. Der Bitters arbeitet sich nicht an der Rauhheit des Whiskey sondern der Süße des Malzes ab. Im Abgang Lakritztöne.
Ein wunderbarer Cocktail, der eine vollkommen neue Geschmacksdimension öffnet. Im Zweifel Herrn Kappes im Le Lion fragen. Der Mann weiß was gut ist.

Mixing through Beta Cocktails #0

"Boring damned people. All over the earth. Propagating more boring damned people. What a horror show. The earth swarmed with them." Charles Bukowski (1920-1994)


Kennt ihr das, ihr blättert durch die x-te Karte mit den immergleichen Klassikern, Neoklassikern und den immergleichen Zutaten? Nichts gegen Klassiker. Ich liebe den Manhattan. Ich liebe den Gin Basil Smash, bewundere den Angus & Beuser. Aber manchmal fehlt mir das Progressive, das Avantgardistische, das Freche. 

Auf der Suche nach ein paar neuen geschmacklichen Herausforderungen fand ich beta cocktails, zusammengestellt von Kirk Estopinal und Maksym Pazuniak. Die Rezepte dort sind - vorsichtig gesagt - unkonventionell. Die Cocktails werde ich an dieser Stelle nachmixen - denn Cocktaildeutschland verdient mal wieder ein wenig Sturm und Drang.


Sonntag, 2. September 2012

Das Manhattan Projekt - Ouvertüre

Lieber Leser,
Dear Discerning Drinker,


Das Manhattan Projekt....

...ein Blog, gewidmet dem wohl besten aller Cocktails.

...ein Ort für Gedanken rund um den flüssigen Genuss.

...ein Platz für all die Sachen, die sonst nirgendwo richtig hingehören.

À votre santé, laissez le bon temps rouler!

Euer Tikiwise