Montag, 4. März 2013

Rockabily Mixology II - Cachaca

Neben Wodka hat wohl keine Spirituose unter der großen Cocktailrenaissance so stark gelitten wie Cachaca. Wohl um Rache zu nehmen an zu vielen unsäglich süß-bitteren Caipirinhas versteckte der werte Bartender sie in die zweite oder dritte Reihe seines Kabinetts. Dabei wird der kleine Bruder des Rums unterschätzt. Ein guter Cachaça kann die Kräuternoten des frischen Zuckerrohrs mit der Buttrigkeit eines guten Tequila vereinen. Auch aus diesem Grund will ich im Selbstversuch drei Cocktails mit Cachaça testen, für die es sich hoffentlich lohnt, die Flasche abzustauben.


Phantom Limb (Ryan Shevlin) 

  • 1,5 oz Cachaça
  • 0,75 oz Dry Vermouth
  • 0,25 oz Cointreau
  • 0,25 oz Orgeat
  • 2 ds Absinth
  • 1 ds Grapefruit Bitters

Auf Eis rühren, in Cocktailschale abseihen.


Beginnen wir mit diesem netten Aperitif. Wollte Ryan Shevlin ursprünglich einen Cachaça Mai Tai machen, landete er nach dem Austausch von Limette durch Wermut bei einem tropischen Twist auf den Martini Cocktail. In der Nase grüßen die Frische des Cachaça und die Zitrusnoten des Cointreau. Am Gaumen bilden die leichte Süße des Cachaça und die Mandelnoten ein angenehm weiches Bukett bilden. Den Abgang bilden die Würzigkeit des Absinth und das Orgeat. Ein gelungener Aperitif, der zeigt, welch Eleganz Cachaça Drinks haben können.



Amber Hive (Jay Hepburn) 

  • 1 oz Cachaça
  • 0,75 oz Sloe Gin
  • 0,5 oz Zitronensaft
  • 2 barspoons Campari
  • 2 barspoons Zuckersirup
  • 1 Eiweiß
  • 2 ds Grapefruit Bitters
Mit Eiswürfeln lange shaken, in Cocktailschale abseihen

Als zweites ein komplexeres Sour Konzept. In der Nase wieder Cachaça, am Gaumen ein schönes Spiel zwischen der Frucht des Sloe Gin und dem Campari. Der Cachaça bleibt subtil im Hintergrund, bleibt aber Rückgrat des Drinks. Ein wirklich toller Drink, dessen Komplexität viel Freude bereitet.



Bitter in Brazil (aus dem Citizen, Worcester, USA) 

  • 1,5 oz Cachaça
  • 0,75 oz Grand Marnier
  • 0,5 oz Punt e Mes
  • 0,25 oz Zuckersirup
  • Fernet Branca
Das Old Fashioned Glas mit Fernet Branca auswaschen, restliche Zutaten auf Eiswürfeln rühren, dann in Glas mit Eiswürfeln abseihen.

Nun also der Digestif. Schon die Nase macht klar: Der Drink verlangt Zeit. In der Nase die Kräuter des Fernet, die schon in Tabaktöne übergehen. Am Gaumen Orange und unendlich viel Karamel. Der Wermut ist fast gar nicht zu schmecken. Ein sehr süßer, sehr würziger Cocktail, bei dem der Cachaça schon fast nicht mehr zu schmecken ist.


Fazit: Cachaça ist durchaus vermixbar und hält auch modernen Cocktailstandards stand. Allerdings: Nach einem Abend mit Cachaça bin ich auch wieder für einige Zeit gesättigt. Er bleibt ein schwieriger Geselle. Welchen Drink man aber mal tatsächlich ausprobieren sollte ist der Amber Hive.

2 Kommentare:

  1. Hallo Tikiwise,

    vielleicht hat Cachaca auch einen schlechten Ruf, weil die meisten immer nur ein Billig-Produkt verwenden, so kennt man es ja auch bei Tequila ...

    Wie kamst Du auf "Velho Barreiro Cachaca"? Ist er zu empfehlen?

    Viele Grüße
    Sven

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  2. Hallo Sven,

    Cachaca hat ja im Gegensatz zu Tequila leider sogar in seinem Heimatland einen schlechten Ruf und man zieht dort Wodka vor.

    Der Velho Barreiro steht schon sehr lange in meiner Bar und ich habe ihn nach Empfehlung von hier: http://www.cachaca-blog.de/allgemein/auswertung-zum-grossen-online-cachaca-tasting-ungelagert/

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